7
Apr
2008

Der Engel

Beschäftigt, dir dein Leben hinzureichen,
die Stunde, die du grade ihm bestimmst,
und schwindelnd von der Größe ohne gleichen
mit der du sie aus seinen Händen nimmst:

verbraucht er seine vielen Ewigkeiten
in deiner Zeit wie einen kurzen Tag.
Er wird nie wieder heimgekehrt zu seiten
der andern Engel im Aeropag

des Himmels stehn; auch nicht im Weltgerichte.
Sein Platz wird leer sein auf der Engelsbank.
Doch man wird sagen von dem Angesichte
an dem ein Engel lebte und ertrank.


- Rainer Maria Rilke

6
Apr
2008

Der Tragödie zweiter Teil - Junger Hass

Ein Abend nahte, es war wunderbar, sie waren verbunden, tiefer schien es ihm als jemals zuvor. Er war zufrieden mit seinem Leben, denn die Hoffnung war an seiner Seite. Doch fiel es ihm bald nicht auf, da fehlte sie. Etwas war anders, als er sie fand, ihm war unbekannt was, doch als dieser Abend sich zu Ende neigte, da glaubte er, einen Blick an ihr zu sehen, so wie er ihn noch nie erlebt hatte. Er war gar hasserfüllt, es war wohl jener Blick, den sie ihren Feinden zuwarf, den Gaffern und Lügnern, aber nicht doch einem Freund. Und der Zweifel befiel ihn, und dann fiel die Nacht.

To be continued...

1
Apr
2008

Menschen ticken anders

Wir können stolz auf uns sein. Wir Menschen halten es mittlerweile etwa 150.000 Jahre durch. Ich schreibe das, um auf unsere eigentlich unglaubliche Entwicklung aufmerksam zu machen. Aus den Höhlen entwickelten sich Wolkenkratzer, aus Bärenfellen wurden T-Shirts, aus Wasser Wein, und sogar aus der flachen Erde haben wir eine runde gemacht. Aus tasmanischen Wölfen wurden, na ja, Legenden, aus dem Urwald ein Industriegebiet, aus der Arktis wird Wasser und unsere Atmosphäre wird wohl bald zum Ozonsperrgebiet erklärt. Währenddessen haben wir zwei Weltkriege zustande gebracht, wir haben mehrere atomar verseuchte Gebiete weltweit, und wir haben Wörter wie Rassismus, Faschismus, Kommunismus und Kapitalismus erfunden. Außerdem haben wir so unglaubliche Dinge wie Schwarzpulver, das Schnellfeuergewehr, die Atombombe und Hip Hopp erfunden. Wir haben es geschafft mehr als 1000 Tierarten von diesem Planeten zu vertreiben. Wir haben all unsere Instinkte abgeschaltet, wer braucht schon Dinge wie "Töte keine Artgenossen". Wir haben tausende Religionen gegründet, die im Grunde zwar alle dasselbe sagen, sich aber trotzdem ständig gegenseitig umbringen wollen. Wir haben das Universum erforscht, seine Geheimnisse gelüftet, den Mond betreten und Spionagesatelliten gestartet. Wir schaffen es, Mais so zu verändern, dass er kaum mehr Wasser braucht, wir können Menschen mit grauenhaften Krankheiten mit nur einer Spritze heilen und wir schaffen es sogar noch nebenbei, Tiere zu fangen und an ihnen Kosmetika zu testen. Wir sind von nur einigen Tausend Menschen gewachsen auf eine Population von über 6 Milliarden. Niemand weiß was die Zukunft für unsere großartige Rasse bereithält. Wir hatten den Stock und machten ihn zur Axt, wir hatten die Axt und machten sie zum Schwert, wir hatten das Schwert und machten es zur Pistole, wir hatten die Pistole und machten sie zum Gewehr, wir hatten das Gewehr und machten es zum Maschinengewehr, wir hatten das Maschinengewehr und machten es zum Granatwerfer, wir hatten den Granatwerfer und machten ihn zur Rakete, wir hatten die Rakete und machten sie zur Atombombe und dann, ja dann...
Dann hatten wir Hiroshima und Nagasaki...
Ist noch jemand der Meinung das wir vielleicht, nur vielleicht, aufhören sollten?

29
Mrz
2008

Tod

Für sich selbst ist jeder unsterblich;
er mag wissen, dass er sterben muss,
aber er kann nie wissen, dass er tot ist.


- Samuel Butler

28
Mrz
2008

Irgendwo dazwischen

Irgendwo in diesem lieblosen Körper pumpt ein schwaches Herz, jedes mal wenn es so etwas wie Liebe wittert, steht es auf, mit letzten Kräften, und läuft Gefahr zu zerbrechen, wenn es stürzt. Wie oft ist es schon aufgestanden... Wie oft ist es schon gefallen... Und jedes mal bricht ein Stück ab, und jedes mal bricht ein Stück der Hülle, und es wird nicht mehrlange dauern, dann liegt mein Herz blank. Jedes kleine Ich hab dich lieb, jede kleine Umarmung, wenn auch nicht ernst gemeint, ist für das verzweifelte Wrack in mir, genannt Seele, Grund genug die Hoffnung auszusenden zum Herzen, und sie reitet voran und überredet das Herz, doch kaum ist das Herz aufgestanden, fällt es auch wieder hin, da erkennt es wie die Dinge wirklich stehen, was ich wirklich bin, für dich. Ein Bediensteter, gut genug um mit ihm auf Partys zu gehen, doch es reicht dann doch nicht um ihn wirklich gern zu haben.
Ich begegne dir irgendwo auf einer Straße zwischen Liebe und Hass, weder wert an der einen noch an der anderen Seite zu stehen. Dort sitzt mein Herz im Käfig. Wenn es am verhungern ist, holt man es heraus, führt es ein wenig in Richtung Liebe, dort wird es wieder stärker, dann schickt man es zurück. Nicht Richtung Hass, nicht zur Liebe, zurück in den Käfig... irgendwo dazwischen...

22
Mrz
2008

Mein Fernseher

Mein Fernseher blitzt auf. Wieder, und wieder, und wieder.
Ich nutze die Fernbedienung weniger als Schalter, vielmehr als Pistole. Big Brother zapp ... "BOOM! Headshot" ... Popstars zapp ... "Dominating" ... DSDS zapp ... "Unstopable" ... Frauentausch zapp ... "GODLIKE"
Notiz an mich selbst: Ich sollte weniger Counter Strike spielen. Während mein Fernseher weiter von Kanal zu Kanal zappt, schaltet mein Gehirn ab. Leere. Nur noch gedämpft vernehme ich den geschlechtlosen Matsch, ein Zwischending aus ausducklosen Werbeslogans und sinnlosen Meldungen. “...mein kleiner, süßer Schnuffel..” - “...mit einem Sprengstoffgürtel...“ - “Geiz ist geil!” - “...in die Hölle fahren.” - “...muss man viel Futter...” - “...zusammengeschlagen. In der U Bahn...” - “...wird zum neuen Volkssport.” Schlimm, schlimmer, fernsehen. Wenn gottlose Produzenten auf quotengeile Sendemacher treffen, schaltet man besser ab. Entweder den Fernseher oder das Gehirn. Meistens letzteres. Anders ist der Boom dieser Sinn verweigernden Dokusoaps nicht zu erklären.
Irgendwo in den Windungen dieses Genres, irgendwo zwischen eingesperrten Asozialen, unterklassifizierten Möchtegern-Anwälten und Hartz IV- geschändeten Deutschlandverstoßenen baue ich mir am letzten freien Drecksloch aus den Überresten der benachbarten Kloakenreinigungsfirma, heutzutage besser bekannt als das Hausbaukommando, ein Gefängnis, in das ich mich selbst einmauere, um mich zu schützen vor den Angriffen der geldgeilen Medienmogule. Doch da: Ein Klopfen. Ist da noch jemand mit mir drin? Wieder ein Klopfen. Ich hebe einen Stein, vielleicht ein wildes Tier? Doch, nein, viel schlimmer. Ein kleiner Fernseher steht neben mir. Eigentlich süß, doch gerade als ich den Stein fallen lassen will, flimmert plötzlich ein Spruch über seine Röhre. “Ich bin ein Star, holt mich hier raus!”
NEEEEEEEIIIIIIN!!!!!!!!!!
Und ich schlage zu, Funken sprühn, doch ich schlage solange weiter bis von seinem Gehäuse nicht mehr bleibt als Staub.
Schweißgebadet wache ich auf. Doch eigentlich hat das Träumen mich aufgeweckt. Ich nehme vorsichtig den Baseballschläger in die Hand, schleiche mich auf Zehenspitzen vor die flimmernde Kiste, ich hole mit aller Gewalt aus...

20
Mrz
2008

Rad der Zeit

Im Strom der Zeit dreht sich das Wasserrad des Lebens.
Und nichts wird sich ändern. Es wird sich drehen,
Sekunde um Sekunde, Stunde um Stunde.
Das wird sich nicht ändern für mich.
Alles bleibt wie es ist:
Es dreht sich.

19
Mrz
2008

Jugend ohne Vernunft

Party
Oh süßer Duft des Lebens. Als der Qualm seiner Zigarette wieder aus meiner Nase weicht, grinst er mich an. “Wasn los heut mit dir? Machst heut auf Emo, oder was?” Ich antworte nach kurzem Zögern: “An dem Tag, an dem wir alles verstehen, wird das Universum sich auflösen und etwas noch viel Verwirrenderes auftauchen.” Wirkung folgt sofort. Der Erwähnte runzelt die Stirn, starrt nachdenklich ins Leere. Ich nutze die Gelegenheit und verschwinde in der Warteschlange für den Einlass.
Kaum bin ich drin, fällt mir auch wieder ein, wieso ich überhaupt raus bin. Ein gigantischer schillernder Brei bewegt sich in der Enge der eigenen Körper rhythmisch, aber irgendwie unbegabt zur Musik. Durchkommen nahezu unmöglich. Einzige Möglichkeit: Durchquetschen.
Murphys Gesetz, angewandt auf diesen Fall, besagt, dass die Wahrscheinlichkeit auf einen aggressiven Glatzengorilla zu treffen, der einem sofort auf die Fresse schlagen will, proportional zu dem eigenen Willen, Problemen aus dem Weg zu gehen., steigt. Kurz: Wenn du nicht willst, kriegst du erst richtig was auf die Fresse. Nachdem Glatzengorillas Freunde ihn endlich überzeugt haben, dass ich den Aufwand des Zuschlagens nicht wert wäre, flüchte ich in Richtung Balkon. Von dort blicke ich nachdenklich auf die tanzenden Menschen.
Doch sind das überhaupt Menschen? Ich beobachte einen Jungen, nennen wir ihn einfach Vokuhila. Vokuhila lässt seinen Blick kurz über die Menge schweifen, sieht dabei einem Adler auf Beutesuche verdächtig ähnlich, fixiert dann sein Opfer und drückt sich zielstrebig darauf zu. Das Mädchen schaut ihn zunächst interessiert an, dann flüstert er ihr was ins Ohr, sie zieht eine Miene, zeigt ihm deutlich was sie von ihm hält, dreht ihm den Rücken zu und tanzt weiter. Kaum angeschlagen beginnt Vokuhila sofort wieder mit der Beutesuche, kriecht auch schon wieder auf sein Ziel zu. Entweder ist dieses Mädchen empfindlicher, oder der Junge hat seine aggressive Anmachtaktik aufgrund seiner vorangegangenen Niederlage noch verschärft - ich tippe auf letzteres.
Als sich der runde rote Fleck auf seiner Backe dann deutlich abzeichnet, steht er bei seinem dritten Opfer. Er hat wohl aus seinen Fehlversuchen gelernt, oder vielleicht auch nur eine erwischt, der gefällt was er ihr ins Ohr flüstert. Auf jeden Fall kommen beide ins Gespräch, während ich mir ausmache was beide wohl reden:
- “Hi, ich bin Attila, wie heißt du?”
- ”Hi, ich bin Uschi.”
- ”Weißt du, Uschi, ich bin hier rein gekommen, und du bist mir als Erstes aufgefallen ...”

Kann ein normaler Mensch das aushalten? Ich beginne zu verstehen. Auf einer Party schalten wir Menschen ab, kehren zurück zu unseren urzeitlichen Instinkten: Essen, Trinken, Sex! Auf einer Party ist Vernunft fehl am Platz. Zitat aus Horvath “Jugend ohne Gott“:

„Die Feigheit mit der Tugend,
die Lüge mit der Gerechtigkeit,
die Erbärmlichkeit mit der Kraft,
die Tücke mit dem Mut.
Nur die Vernunft tanzt nicht mit.
Sie hatte sich besoffen,
hatte nun einen Moralischen
und schluchzte in einer Tour:
‚Ich bin blöd, ich bin blöd‘ -
Sie spie alles voll.“
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